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MARDERSTEIG,
Dr. Hans (Giovanni)


Quellen:
Giovanni Mardersteig:
Typograph, Verleger, Humanist. [Bibliographisch-dokumentarischer Katalog] Mainz, Valdonega 1990.

Giovanni Mardersteig: Die Officina Bodoni. Das Werk einer Handpresse. 1923–1977. Hamburg [Maximilian-Gesellschaft] 1979.

geb. 8.1.1892 in Weimar, Deutschland
gest. 27.12.1977, Verona (Italien)
Verleger, Typograph, Schriftgestalter, Buch- und Schrifthistoriker

Mardersteig entstammte einer künstlerisch geprägten Familie. Sein Großvater väterlichseits war ein bedeutender Maler im Weimarer Umfeld Goethes, die Großmutter eine geborene Kehr führte ihre Herkunft auf die Familie Johann Sebastian Bachs zurück.
Früher Kontakt mit Kunst und Literatur (Rainer Maria Rilke, Oskar Kokoschka). Studium der Jurisprudenz in Bonn, Kiel, Jena und Wien (1910 – 1915).

1919 – 1921 zusammen mit Carl Georg Heise und Curt Pinthus (nur im ersten Jahr) Herausgeber der Kunstzeitschrift Genius (Kurt Wolff Verlag, München) in der Nachfolge von Pan, Insel und Hyperion. Ein Lungenleiden, das bereits einen Militärdienst im 1. Weltkrieg verhinderte, zwang Mardersteig 1922 dazu München zu verlassen. Er zog nach Montagnola im Tessin, zu dieser Zeit auch Wohnsitz von Hermann Hesse und gründete dort die Officina Bodoni. Er wählte diesen Namen in Verehrung für die Drucke des Parmesischen Meisterdruckers Giambattista Bodoni (1740 – 1813). Die italienische Regierung gab ihm die Erlaubnis 12 der Originalpatritzen-Sätze dessen Schriften zu verwenden. Als erstes Buch entstand 1923 Orphei tragedia di Angelo Poliziano. Gedruckt wurde mit einer von Gottfried Dingler entworfenen Handpresse auf speziell für die Presse angefertigtem Büttenpapier.

1922 – 1927 blieb die Officina im Tessin ansässig; 1926 gewann Mardersteig die Ausschreibung für die Gesamtausgabe des italienischen Nationaldichters Gabriele D’Annunzio und übersiedelte auf Anraten seine Freundes und Druckereibesitzer Arnoldo Montadori nach Verona. 1927 – 1936 entstanden 49 Bände in einer Auflage von 209 Exemplaren auf der Handpresse auf Kaiserlichem Japanpapier und 2501 Exemplare auf den Maschinenpressen der Montadori-Druckerei. Neun weitere Exemplare entstanden auf Pergament.

Mardersteig verband immer die Forschung mit seiner praktischen Tätigkeit in der Presse. In den reichen Bibliotheken und Archiven der oberitalienischen Städte vollzog sich der bedeutsame Wechsel von der Bewunderung der klassizistischen Formensprache Bodonis hin zu Formenreichtum und Ausdruckkraft der Italienischen Renaissance und ihres Schriftschaffens von Francesco Griffo bis Felice Feliciano. Mardersteig war auf der Suche nach der vollkommenen Schrift; im Laufe der Zeit entstanden nacheinander die Griffo (1929–1939) – eine Renaissance-Antiqua, die den gleichen Ursprung wie die Monotype Bembo hatte (und auch mit dieser kombiniert in der Presse Verwendung fand) –, die Zeno (1931–1937) eine an einer Missale erinnernde Schrift, die Pacioli (1954, nur Versalalphabet)  und schließlich 1946–1955 die Dante.  Alle entstanden für die Handpresse; die Dante wurde später für den Maschinensatz von der Monotype Corp. ausgebaut und hatte außergewöhnlichen Erfolg. Daneben entwarf Mardersteig noch in Aufträgen die Zarotto und Fontana (beide die Monotype) Während alle Schriften auf historischen Wurzeln fußten, war die Dante eine komplette Neuschöpfung. Sie stellte den Endpunkt nicht nur im Schriftschaffens Mardersteigs dar, sondern ist auch Höhe- und Endpunkt einer Entwicklung die mit William Morris am Ende des 19. Jahrhunderts begonnen hatte und Pressendruck und Buchkunstbewegung zu wichtigen Schrittmachern in der qualitativen Verbesserung von Schriftkunst und Typographie machte.

Fußten die Schriften auch auf den Ideen und Entwürfen Mardersteigs, wurden sie erst durch die kongeniale Umsetzung des Pariser Stempelschneiders Charles Malin (1883–1954) zu den einmaligen Kunstwerken, wie wir sie heute kennen. Malin und Mardersteig lernten sich während der Arbeit an der d’Annunzio-Ausgabe kennen. Die für die Handpresse gefertigten Lettern waren für die Maschinenauflage zu anfällig, eine Reihe von Buchstaben mußte neu geschnitten werden ohne den Charakter des Gesamtbildes zu verändern. Nach dieser mit Bravour gelösten Aufgabe, übertrug Mardersteig dem bescheidenen Franzosen der lange Jahre für Deberny & Peignot gearbeitet hatte, die Ausführung aller seiner Schriften.

Das Werk der Officina Bodoni nimmt in vielfacher Hinsicht eine Sonderstellung innerhalb der Handpressen des vergangenen Jahrhunderts ein: keine arbeitete länger, keine dürfte ein vergleichbares internationales Ansehen genossen haben, keine schaffte es in solchem Maße über das rein künstlerische hinaus eine solche Wirkung innerhalb des grafischen Gewerbes zu entfalten.
Giovanni – wie der sich nach der Erlangung der italienischen Staatsbürgerschaft nannte – Mardersteig wurde vielfach hoch geehrte, 1968 verlieh ihm die internationale Gutenberggesellschaft den Gutenbergpreis der Stadt Mainz.

 

Schriften:
Griffo
Zeno
Pacioli
Dante

Fontana
Zarotto (Neue Mardersteig)

TRUMP, Georg

Quellen:
Carter, Sebastian: Twentieth Century Type Designers. London, New York [W.W. Norton] 1995


Lehnacker, Hans [Hrsg.]: Vita Activa. Georg Trump Bilder, Schriften & Schriftbilder. München, Typographische Gesellschaft München [1967].

geb. 10. Juli 1896, Brettheim
gest. 21. Dezember 1985 München
Schriftentwerfer, Grafiker, Lehrer

Georg Trump wurde am 10. Juli 1896 in Brettheim nahe Schwäbisch-Hall geboren. Er begann ein Kunststudium in Stuttgart, daß jedoch vom 1. Weltkrieg unterbrochen wurde. 1919 setzte er seine Studien fort, nun zusammen mit Imre Reiner (1900-1987) und Walter Brudi (1907-1987) bei Prof. F.H. Ernst Schneidler (1882-1956). 1923-26 verbrachte er in Süditalien. Anschließend ging er als Professor an die Kunstgewerbeschule Bielefeld um schließlich 1929 an der Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker unter der Leitung von Paul Renner (1878-1956) und neben Jan Tschichold (1902-1974) Schriftgestaltung und Typographie zu lehren. Kurz folgte er einem Ruf an die Höhere Grafische Fachschule Berlin um dann 1934 auf Bitten Renners nach dessen von den Nazis erzwungenen Abberufung, die Leitung der Münchner Schule zu übernehmen. Dieser Aufgabe kam er bis 1939 nach, als er mit Ausbruch des 2. Weltkrieges erneut einberufen wurde. 1945, kurz vor Kriegsende, wurde er durch einen Bauchschuß schwer verwundet; die Schule war bereits im Januar 1944 durch alliierte Bomber fast vollständig zerstört worden. Der Wiederaufbau gestaltete sich schwierig; 1953 verließ er die Schule und widmete sich ausschließlich seinem künstlerischen Schaffen. In dieser Zeit entstanden seine wichtigsten Arbeiten. SeinWirken fanden zunehmend internationale Anerkennung, besonders auch in den USA. Am 21. Dezember 1985 ist Georg Trump in München gestorben.

Wie sein Lehrer F.H. Ernst Schneidler und sein Stuttgarter Komillitonen Imre Reiner und Walter Brudi waren viele von Trumps Schriften kalligraphisch geprägt. Zu den bekanntesten zählen hierbei Delphin (1951 (I)/1955 (II)), Codex (1955), Time Script (1956) und Jaguar (1964). Daneben entstand aber auch die Serifenbetonten City (1930) und Schadow (ab 1937). Zwischen 1954 und 1962 schuf er die Trump Mediaeval, eine sehr feine Satzschrift, in zahlreichen Garnituren für Werksatz und Akzidenz, die den Spagat zwischen der zeitlosen Gestalt italienischer Renaissance-Antiqua und der immer noch kalligraphischen Individualität schaffte. Alle Schriften erschienen bei C. E. Weber in Stuttgart mit Ausnahme der City (H. Berthold, Berlin).
Neben seinem Schriftschaffen entstand ein umfangreiches grafisches Werk von Plakaten, Buchumschlägen und Vignetten, über Signets und Druckgraphiken bis hin zu Briefmarken.

 

Schriften:
City (1931)
Trump Deutsch (1935)
Schadow (1937-1952)

Forum I (1948)
Delphin I (1951)
Forum II (1952)
Amati (1953)
Codex (1953)
Trump Mediaeval (1954-1962)
Palomba (1955)
Delphin II (1955)
Time Script (1956)
Trump Gravur (1960)
Jaguar (1964)
Mauritius (1968)

 SCHNEIDLER
F(riedrich) H(ermann) Ernst

Quelle:
F. H. Ernst Schneidler. Schriftentwerfer. Lehrer. Kalligraph, München, SchuhmacherGebler [2002]

geb. 14. Februar 1882 in Berlin
gest. 7. Januar 1956 in Gundelfingen
Schriftentwerfer, Lehrer, Kalligraph

Studium an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf, anfangs Architektur bei Peter Behrens, später Schüler bei Fritz Helmuth Ehmcke, in dieser Zeit buchgestalterische Arbeiten für den Eugen Diederichs-Verlag

1905 Lehrer an der Fachschule für die Solinger Industrie. 1909 Übersiedlung nach Barmen, 1912 Gründung “Das Gehäus. Werkstatt für angewandte Kunst”. Nach dem Ersten Weltkrieg 1919 Leiter der Graphischen Abteilung an der württembergischen Kunstgewerbeschule Stuttgart, ab 1921 Professor. 1921 bis 1925 Juniperus-Presse. Schneidler wird zum Begünder der sog. «Stuttgarter Schule». Schüler u. a.
Georg Trump, Walter Brudi, Imre Reiner, Rudo Spemann, HAP Griesbacher und Albert Kapr. Ab 1925 Arbeit an einem großen Lehrbuch für Gestaltung u.d.T. “Wassermann”, das aber fragmentarisch bleibt. 1949 Emeritierung. Im Januar 1956 kam er im eigenen Hause durch einen Treppensturz zu Tode. Er hinterließ ein umfangreiches und beeindruckendes malerisches, kalligraphisches und schriftschaffendes Werk.

Caflisch nennt als die Höhepunkte Schneidlers Schriftschaffens die Zentenar-Fraktur («Schneidlers Zentenar-Fraktur war das letzte großartige Aufleuchten der im frühen 16. Jahrhundert so glorreich begonnenen Frakturentwicklung» zit. nach Georg Kurt Schauer) und die Schreibschrift Legende (beide Mitte der 30er Jahre entstanden). Viele der frühen Entwürfe sind heute nur noch aus dem Zeitkontext heraus zu betrachten und hauptsächlich von ornamentalem Reiz. Das Spätwerk, die Mediaeval und die Amalthea, eine sich aus der Mediaeval heraus entwickelnde Kursive, sind ruhiger und zurückhaltender als ihre Vorgänger. Die heute auf dem Markt erhältlichen Versionen der Schneidler-Mediaeval unterscheiden sich zum Teil wesentlich von den Originalentwürfen. Kursive und Halbfette waren nur in Entwürfen vorhanden.

Schneidler wirkte neben seiner Tätigkeit als Schriftgestalter wesentlich als Lehrer. Oft wird im Zusammenhang mit dieser Lehrtätigkeit das recht widersprüchliche Bild eines Exzentrikers gezeichnet, die o. g. Publikation kommt mittels einer umfangreichen Befragung verschiedener ehemaliger Schüler und weiteren detaillierten Untersuchungen der Autoren zu dem wesentlich differenzierten Bild eines Lehrers, der es wie wenige verstanden hat, die individuellen Begabungen der ihm anvertrauten Schüler zu erkennen und zu lenken. Seinem Kernsatz ist der immer treu geblieben: Anfangen, anfangen, immer wieder mit Ernst anfangen.

 

Schriften:
Schneidler Schwabacher (1911-1913),
Schneidler-Fraktur (1913-1916),
Schneidler Werk-Latein (1914-11919),
Schneidler-Schrägschrift (1914-1919),
Buchdeutsch (1923-1926),
Deutsch-Römisch (1921-1928)
Juniperus-Antiqua (1925),
Kontrast (1929),
Ganz Grobe Gotisch (um 1930),
Graphik (1929/1934),
Bayreuth (1932/1934),
Horaz (1931-1933),
Legende (1931-1937),
Zentenar-Fraktur (1937-1939),
Schneidler-Mediaeval (1932-1938),
Amalthea (1956)

Die Jahresangaben sind ca., bzw. von-bis Werte, da z. T. keine genaue Datierung möglich ist. Es fehlen einige Schriften (Versuche, Unvollständiges; Schmuckwerk)

GARAMOND,
Claude

Quellen:
Beaujon, Paul [d. i.: Beatrice Warde]:
The 1621 Specimen of Jean Jannon, Paris and Sedan, designer and engraver of the charactères de l’Université. London 1927.


Bringhurst, Robert: The Elements of Typographic Style. Version 2.5. Vancouver 2002.

Johnson, A. F.: Type Designs. London, 1959.

Kapr, Albert: Schriftkunst. Geschichte, Anatomie und Schönheit der lateinischen Buchstaben. München, New York, London, Paris ³1983.

Schriftgießerei D. Stempel AG [Hg.]: Altmeister der Druckschrift. Frankfurt am Main, 1940.

Tschichold, Jan: Leben und Bedeutung des Schriftschneiders Jakob Sabon. in: Bose, Günter; Brinkmann, Erich [Hg.]: Jan Tschichold Schriften 1925–1974. Zwei Bände. Berlin 1992. (Neuauflage bei Hermann Schmidt Verlag Mainz) S. 330 – 335.

geb. ca. 1480 in Paris
gest. 1561 ebenda
Schriftenwerfer, Stempelschneider, Schriftgießer und Verleger

Claude Garamond war der bedeutendste Stempelschneider und Schriftgießer des 16. Jahrhunderts. Geboren und aufgewachsen in Paris, war er Schüler von Simon de Colines, später Gehilfe bei dem Gelehrten Geoffroy Tory, der sich mit den Proportionen des Menschen und denen der antiken Versalalphabete und ihrem Verhältnis zueinander beschäftigte.

Garamonds erste Antiqua-Schriften dürften um 1530/1531 entstanden sein, als erstmals in vier verschiedenen Pariser Druckereien Schriften eines neuen Typus auftauchten, die Claude Garamond zugeschrieben werden konnten. Die Vorarbeiten hierzu sind bis ins Jahr 1525 zurückzudatieren.

Nimmt man die Arbeiten für seinen wichtigsten Kunden, den Drucker Robert Estienne, als Referenz, wird die Entwicklung aus der italienischen Antiqua deutlich sichtbar: die Minuskeln sind eine Verbesserung der Entwürfe Francesco Griffos (Polyphilus-Type), die Kursiven orientieren sich an denen Alphabeten Lodovico Arrighis, die ebenso wie die Griffo-Schriften von Aldus Manutius verwendet wurden. Die Versalien sind eigenständige Entwicklungen und dürften sich an den Proportionsstudien verschiedener Schreibmeister, u. a. Geoffroy Tory orientiert haben;  im Laufe der Jahre unterlagen sie den größten Veränderungen und auch die Kursiven erhielten nun eigene, ebenfalls geneigte Großbuchstaben.

Es entstanden auch griechische Alphabete so die Grec du Roi (1541), eine Auftragsarbeit für König Franz I. von Frankreich. Zu diesem Zeitpunkt war Garamond schon über 60 Jahre alt, für damalige Verhältnisse ein fast biblisches Alter.

Die Antiqua hatte sich dank Garamonds Arbeiten, endgültig von ihrem Vorbild der Handschrift gelöst, sie wirkten leichter und eleganter als die italienischen Vorgänger. Bis ins 17. Jahrhundert hinein blieben seine Entwürfe der Maßstab für die Stempelschneider in ganz Europa und die Druckereien von Holland, über Deutschland bis nach Italien druckten mit Schriften des französischen Meisters.

Als Claude Garamond 1561 81-jährig starb, wurde die Ausstattung der Stempelschneiderei auf Wunsch seiner Witwe Isabeau Le-Fèbvre veräußert. Einen Teil erstand sein Freund und Mitarbeiter Guillaume Le Bé, der Garamonds Schriften schon zuvor in Italien verbreitet hatte. Ferner kauften der berühmte Drucker Christoph Plantin aus Antwerpen und der in Paris ansässige Drucker Andreas Wechel den übrigen Bestand der Garamond’schen Schriften. Die Schriften Le Bés gelangten später in den Besitz der Gießerei von Pierre Simon  Fournier; Wechel ging bald darauf nach Frankfurt am Main, wo die Garamond-Schriften von der Schriftgießerei der Christian Eggenolfschen Druckerei aufgekauft wurden.

Wenn wir heute von der Garamond sprechen, wäre es genauer nicht von einer Schrift sondern sie als eine Gruppe oder Schriften vom Garamond-Typus zu bezeichnen. Claude Garamond prägte das Schriftbild der Antiqua und Kursiv-Schriften so nachhaltig, daß bis weit ins 17. Jahrhundert hinein immer wieder neue Alphabete vergleichbaren Charakters erschienen. Es fällt heute daher schwer, die Nachbildungen vom Original zu unterscheiden. Bekanntestes Beispiel einer solchen Verwechslung, sind die, anläßlich der 1900 in Paris stattfindenden Weltauststellung gezeigten vermeindlichen Originalpatrizen Garamonds aus dem Bestand der Imprimérie Royal, die sich später als Material des Sedaner Schriftgießers Jean Jannon entpuppten, und die als Vorbilder für einen Teil der heute noch erhältlichen Garamonds genutzt wurden.

 

Schriften:
Praktisch jeder bedeutende Schriftenanbieter hat heute seine Version der Garamond im Angebot - oft von bedeutenden Typographen unserer Zeit umgesetzt.
Berthold-Garamond: G.G. Lange; Adobe Garamond (Pro): Robert Slimbach, Stempel Garamond und Linotype Granjon: George William Jones, entsprechen, zumindestens für die Antiqua den Vorlagen Garamonds (Stempel auch bei der Kursiven, Adobe Garamond kursiv: Vorlagen nach Robert Granjon). Sabon-Antiqua: Jan Tschichold, liegt ebenfalls nahe am Original.

ITC-Garamond: F. Benton; Amsterdam Garamont: F. Benton / T. M. Cleland, Monotype Garamond, Lanston Garamont: F. W. Goudy und Simoncini Garamond: Francesco Simoncini, gehen hingegen auf die Matrizen Jean Jannons zurück.

JENSON
Nicolaus

Quellen:
[1] Bringhurst, Robert: The Elements of Typographic Style. Version 2.5. Vancouver 2002.


[2] Kapr, Albert: Johannes Gutenberg. Persönlichkeit und Leistung. 2. Aufl., München 1988.

[3] v. Lieres, Dr. Vita: Nicolaus Jenson. in: Schriftgießerei D. Stempel AG [Hg.]: Altmeister der Druckschrift. Frankfurt am Main, 1940. (S. 35–40).

[4] Mardersteig, Giovanni: Die einzigartige Chronik einer Inkunabel. Petrus Maufers Druck des Avicenna-Kommentars von Gentile de Foligno. Padua. Sonderdruck in: Philobiblon XI. Jahrgang Heft 1. Hamburg [Dr. Ernst Hauswedell & Nolte] 1967.

*1420 in Sommevoire (Champagne, Frankreich),
†1480 in Venedig.
Stempelschneider, Drucker-Verleger, Buchhändler.

Nicolaus Jenson war anfangs Maler, arbeitete bei der könglich-französische Münze Monaire de France in Paris, möglicherweise als Graveur, später war er Münzmeister der Stadt Tours. Er kam im Herbst 1458 mit einem Dekret des französischen Königs Charles VII. nach Mainz um bei Johannes Gutenberg zu lernen und so dessen Erfindungen auch für Frankreich nutzbar zu machen. Nach der Vertreibung Gutenbergs nach Eltville ist sein Aufenthalt ungeklärt. Eventuell hat er in diesen Jahren im Kloster der Brüder vom gemeinsamen Leben in Marienthal gelebt und für deren im Entstehen begriffene Druckerei gearbeitet. Auch eine Weiterführung der Zusammenarbeit mit Gutenberg wäre vorstellbar.

Ab 1468, dem Todesjahr Johannes Gutenbergs, war Jenson in Venedig und arbeitete zuerst für die Gebrüder Johannes und Wendelin von Speyer die er aus seiner Mainzer Zeit kannte. Dort entstand 1470 als erste eine Antiqua-Schrift, die für den Druck Ciceros Epistolae ad Brutum (GW 6859) verwendet wurde. 1471 folgten eine griechische, nach 1473 insgesamt fünf rundgotische Schriften, bzw. Gotico-Antiquas. Neben einer Druckerei betrieb er ab 1475 eine Buchhandelsgesellschaft, in Zusammenarbeit mit den Frankfurter Kaufleuten Peter Uglheimer und Johann Rauchfaß. Zahlreiche Geschäftsverbindungen und umfangreiche Buchprojekte sind belegt. 1480, kurz vor seinem Tode folgte eine zweite Gesellschaft an der weitere Personen beteiligt waren, darunter die Witwe des Johannes von Speyer mit ihrem dritten Mann dem Kaufmann Johannes von Köln. In der venezianischen Dekade entstanden insgesamt ca. 100 Druckwerke.

Als Nikolaus Jenson 1480 in Venedig starb war er ein wohlhabender, angesehener Mann und der bedeutendste Drucker-Verleger Venedigs in der Zeit vor Aldus Manutius.

 

Schriften
Die genannten Schriften nach 1470 können klar Jenson zugeschrieben werden. Die 1469 von Johann von Speyer verwendete Antiqua für das Buch Cicero, Epistolae familiares (GW), ist der des Jenson so ähnlich, daß auch sie möglicherweise auch aus seiner Werkstatt stammte; Albert Kapr vermutet, das eine Schrift der Druckerei des Klosters von Marienthal, ebenfalls von Jenson gestammt haben könnte. [2]

Die  Formen der 1470 entstandenen Jenson-Antiqua gelten in ihrer kraftvollen Ästhetik und Lebendigkeit für viele heute noch als unerreicht. Zahlreiche Antiqua-Schriften, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden bauen auf dem Charakter der Jenson-Antiqua auf oder sind fast exakte Kopien. Insbesondere sind dies die Schriften der Privat-Pressen: Kelmscott-Press (Golden Type), Doves-Press, Bremer-Presse, Cranach-Presse usw. Bruce Rogers entwickelte die Centaur 1912–1914 von der 1928 eine Variante für die Monotype Corp. entstand, Moris Fuller Benton die Cloister Old Style (1914) für die American Type Founders (ATF). Moderne Versionen entstanden mit der ITC Legacy (Ronald Arnholm, 1992) und Adobe MM Jenson (Robert Slimbach, 1995); die San Marco von Karlgeorg Hoefer (1991) baut auf den rundgotischen Schriften Jensons auf und eignet sich somit für die Schriftmischung mit den angeführten Antiqua-Schriften [1].